Sonntag, 21. Juni 2009

Hurra! Endlich Sommerpause!

"Ich glaube eher an die Unschuld einer Hure, als an die Gerechtigkeit der deutschen Justiz". So besang es die Punkrocklegende "Slime" im Jahre 1990. Im Jahre 2009 stellt ein findiger Drehbuchautor den Claim auf den Kopf und legt ihn, nicht weniger platt, der Staatsanwältin Alvarez in den Mund. Das Gesetz sei doch keine Hure, so die Juristin, mit der es jeder treiben könne, wie er wolle. Schuldig ist am Ende die Hure.

Der konservative Polit-Karrierist würgt gerne beim Sex. Aus diesem Stoff kann mit viel Mühe ein, niemals origineller, aber immerhin gangbarer Film gestrickt werden. Wir erinnern uns an Wiege der Sonne (1993) mit Sean Connery: Eine Hure wird tot aufgefunden und der Polizei fällt ein parlamentarisches Würger-Video in die Hände. Nach der Rekonstruktion der Aufnahme ist der Herr Senator darauf zu erkennen, wie er beim Sex Hand anlegt. Ihm kann folgend zwar seine sexuelle Neigung, nicht aber der Mord zur Last gelegt werden. Ähnlich verhält es sich beim Tatort Das Mädchen Galina, nur ist die Bühne nicht die Weltstadt Los Angeles, sondern Stuttgart aka das "Hamburg des Südens".

Angriff der Kleinbürger
Die Koseform von Galina ist Gala und an eine Gala konnte man schon erinnert werden, war der Tatort doch ein Schaulaufen der kleinbürgerlichen Klischees und Phantasien. Immerflörtende Nutten, die von Ihren Freiern nichts als geliebt werden wollen, ein würgender Politiker mit kulturschaffender Ehefrau und natürlich der Vollblut-Zuhälter, der schon während dem Studium "picklige BWLer" und willige Hostessen zusammenführte. Dem gegenüber stand die immer gute Polizei und dicht an ihrer Seite die ehrenhafte Justiz. Das kleine Beamtele vom Ländle, als treues Schwert des schwäbischen Kleinbürgers, im Kampf gegen eine unüberschaubare Welt aus Globalisierung, Parlamenten und bösen Menschen. Nicht, dass etwas gegen Klischees zu sagen wäre - Film braucht Klischees. Aber über diese simple Folie lacht sogar der Stammtisch.

Taube Ohren
Der Tatort Das Mädchen Galina ist auch tonlich von bemerkenswerter Schlampigkeit. Die synchronisierten Geräusche doppeln sich mit dem Originalton unangenehm auf. Die Musik ist oft zu leise eingemischt, sodaß es nurmehr senil wirkt, wie sich Tochter Högele und Hure Mareen im Bordell anschreien. Die synchronisierte Sprache fiel aus dem tonalen Gesamtbild. Die hohe Dynamik zwischen den Szenen zwang zum häufigen Nachregeln. Kurzum: der Ton war, in Postproduktions-Sprech gesagt, nicht "sendefähig".

Da trifft es sich gut, dass nun ein paar Wochen Sommerpause ist. Die haben wir uns alle hart erarbeitet, die wir uns durch die letzten Tatort-Folgen gequält haben. Die kommende Zeit will ich nutzen und in ein Flugzeug steigen, um der Wiege der Sonne entgegenzufliegen. Es folgt an nächster Stelle ein Reisebericht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Du in einem Flugzeug? Herjee!
keith