Dienstag, 26. Mai 2009

Kammerspiel im seichten Gewässer

Seemänner sind ein mürrisches Volk. Und den Seemann kann doch wenig erschüttern. Es sei denn, so die Legende, eine Zigarette entzündet sich an einer Kerze. Dann stirbt er. Im Tatort Bremen, "Schiffe versenken", stirbt auch einer. Als ein mürrischer Fischer dessen Leiche aus der See zieht, und die überforderte Hauptkommissarin Lürsen, zwischen einem mürrischen Kapitän und seinem mürrischen ersten Offizier herumstöckelt, möchte ich (keinen Deut weniger mürrisch) eine Kerze aufstellen und Kette rauchen.


Hilflos in der Koje, der Vergewaltiger naht, perfekter Halt: das Handtuch
Auf hoher See, damit müssen wir uns eben abfinden, gelten unausweichlich andere Gesetze. Ein vom Tode Bedrohter hat die Zeit eine Speicherchipkarte zu essen, ohne dabei seine Gasmaske abzunehmen. In taghellen Räumen ist eine Lampe auf dem Helm notwendig. Ein Laie muss die Kommandobrücke nur betreten und schon flattern die Beweisfotos des Kollegen über den Board-Drucker. Um diese Begebenheiten weiss die Lürsen. Was sie aber eigentlich auf der Polizeischule gelernt hat, bleibt eine offene Frage. Als sie der homosexuelle(!) Engineer (Gustav Peter Wöhler) vergewaltigen will, hat die Lürsen mehr Sorge, sich mit ihrem Handtuch bedeckt zu halten, als den asthmatischen Kontrahenten zurecht zu stutzen. Ihre Gegenwehr Marke Marshmallow entzündet sich nicht einmal, als die Hilfe schon an die Türe klopft. Die Hauptkommissarin schweigt hingebungsvoll, immernoch mit ihrem Handtuch beschäftigt.

Früher war alles besser
Ein Schiff ist, so will es scheinen, für eine Frau kein sicherer Ort. Aber auch in einer Reederei sind sie, die Frauen, nicht gut aufgehoben. Eine Abgesandte der neuen Zeit, in Gestalt einer kaltschnäuzigen Tochter, gibt ein Beispiel. Es interessiert sie nur der schnelle Profit. Sie hält sich nicht an die harten (aber gerechten) Gesetze des Seefahrer-Patriarchats. Ihr Vater, eine Karikatur von einem Kollonialherren, ist zu alt und gebrechlich, um seine modernistische Tochter noch mit dem Stock in die Schranken zu weisen. Die Tochter kollaboriert heimlich mit dem ersten Offizier des Schiffes und sie inszenieren gemeinsam einen packend unlogischen Showdown. Der altgediente Kapitän (Alkoholiker) und die altgediente Lürsen (Rückenschmerzen) durchkreuzen aber deren Plan.

Die Moral von der Geschicht', die Seefahrt verträgt die Frauen nicht.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dieser Artikel ist eine Frechheit!

Unknown hat gesagt…

Gleich meckert jemand, ein guter Start!

Anonym hat gesagt…

Ja, was für ein Murks teilweise. Ich griff zur Weinflasche.